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klecks 1/2014

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klecks bietet Eltern und Erziehern das komplette Themenspektrum von Pädagogik bis Psychologie, von Gesundheit über Reisen bis hin zu Spieletipps und Veranstaltungsempfehlungen. klecks erscheint zwei Mal im Jahr.

Schwerpunkt Pikler |

Schwerpunkt Pikler | Text: Isabel Hempel | Fotos: Mani Wollner Krabbeln, robben, klettern, rutschen – alles ist erlaubt Grenzen testen: Das Pikler-Setting regt dazu an, ganz neue Dinge auszuprobieren. „Wenn die Kinder ein Ziel vor Augen haben, schauen sie weder links noch rechts“, sagt Erzieherin Elke Kleist, die dem Schauspiel gelassen zuschaut. „Wir sind in der Nähe, falls ein Kind weint. Aber in der Regel entknotet sich das schnell wieder.“ Tatsächlich fließt der Verkehr plötzlich wieder, ohne dass ein Kind einen Mucks von sich gegeben hätte. Casper rutscht zufrieden immer wieder die Holzebene hinab. Alessio wuselt im Raum umher. Hannah ist auf den Schoß einer Erzieherin gekrabbelt. Und Livia robbt zu ei-ner kleinen Haarbürste, die auf dem Boden liegt. Jeden Freitag ist Pikler-Zeit für die Krippengruppe der Wolkenzwerge. Dass heißt: Strumpfhosen aus und barfuß rein in einen Parcours aus Holzstangen, Holzringen und Bögen, einer kleinen Rutsche und Tüchern, durch den sie sich frei von jeder Anleitung bewegen dürfen. Krabbeln, robben, klettern, rutschen – alles ist erlaubt. Und anders als sonst, halten sich die Erzieherinnen 16

Wenn die Kinder ein Ziel vor Augen haben, schauen sie weder links noch rechts raus aus dem Treiben. „Wir machen keine Spielangebote, so wie sonst im Krippenalltag. Jedes Kind kann sich frei ausprobieren und seine Grenzen erkunden“, sagt Elke Kleist. In drei Modulen wurde die 40-Jährige – wie alle ihrer Kolleginnen und Kollegen beim pme Familienservice – darin ausgebildet, nach den Grundsätzen von Emmi Pikler zu arbeiten und dabei die Spielgeräte nach Elfriede Hengstenberg einzusetzen. „Wir gehen selber immer wieder auf Entdeckungsreise, wenn wir die Geräte einsetzen. Zum Beispiel wird dieser Bogen zur Wippe, wenn ich ihn umdrehe”, sagt Elke und zeigt auf einen kleinen Rundbogen mit Sprossen. Livia, die ihre Krabbelkünste sonst eher sparsam einsetzt, robbt zu den Gegenständen, die auf dem Boden verteilt liegen. „Hier wird ihr nichts gebracht, das animiert sie zum Krabbeln“, freut sich ihre Erzieherin. Plötzlich bewegt sich Livia auf allen Vieren vorwärts. „Das ist ja toll, Livia!“, lobt Elke. „Pass auf, bald kannst du schon laufen!“ „Jeder kann im Alltag im Sinne von Emmi Pikler mit seinem Kind umgehen. Zum Beispiel kann man sein Kind auf dem Spielplatz frei klettern lassen, damit es mal seine Grenzen testen kann.“ Erleben und Erfahren sind die Grundsätze der Pikler-Pädagogik. (siehe Bericht auf Seite 8) Inzwischen sitzen Livia, Casper und Alessio in einer großen, mit getrockneten Bohnen gefüllten Kiste. Casper füllt mit Hilfe eines Kaffeemesslöffels Bohnen in eine Plastik-Flasche. Geduldig füllt er das Gefäß auf. Als die Flasche voll ist, fliegt plötzlich eine Ladung Bohnen über den Rand der Kiste und landet rasselnd auf dem Boden. Und dann wird doch einmal ermahnt. “Die Bohnen müssen drin bleiben”, erklärt Erzieherin Elke. “Sonst musst du raus aus der Kiste.” 17