Aufrufe
vor 9 Jahren

klecks 1/2014

  • Text
  • Familie
  • Erzieher
  • Kinder
  • Kindern
  • Zeit
  • Eltern
  • Spiel
  • Spielzeug
  • Pikler
  • Kitas
  • Berlin
klecks bietet Eltern und Erziehern das komplette Themenspektrum von Pädagogik bis Psychologie, von Gesundheit über Reisen bis hin zu Spieletipps und Veranstaltungsempfehlungen. klecks erscheint zwei Mal im Jahr.

Schwerpunkt Pikler |

Schwerpunkt Pikler | Text: Isabel Hempel | Fotos: Mani Wollner Pikler-Grundsatz: Achtsamkeit und Gelassenheit Kern der Pikler-Pädagogik ist eine kooperative und respektvolle Interaktion zwischen Kindern und Betreuungspersonen, die von Achtsamkeit und Gelassenheit geprägt ist. Ganz konkret bedeutet das, dass wir Vertrauen zeigen in die Fähigkeit des Kindes, Probleme zu lösen, und dem Kind die nötige Zeit dafür geben. Mit freundlichen Worten und Blickkontakt geben wir ihm das nötige Selbstvertrauen dafür. Pikler-Grundsatz: „Lasst mir Zeit!“ Wir unterstützen jedes Kind in seiner Individualität und drängen es nicht, bestimmte Meilensteine der Entwicklung in einem vorgegebenen Zeitraum zu erreichen. Laut Emmi Pikler sind Probleme als „Lerngelegenheiten“ zu sehen. Was sie damit meinte: Wir sollen – auch wenn es manchmal schwerfällt – nicht ständig versuchen, den Kindern das Leben erleichtern zu Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. wollen und sie zu beschützen, sondern ihnen Raum und Zeit zu geben, sich selbst zu helfen und sich auszuprobieren. Selbstverständlich beobachten wir die Kinder dabei intensiv und geben ihnen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Pikler-Grundsatz: Vorbereitete Umgebung Damit die Kinder selbstständig experimentieren können, bereiten wir eine sichere Umgebung vor, mit klaren Strukturen und mit altersgemäßen Orten zum Bauen, Spielen, Forschen und zum Rückzug. Das Spielmaterial ist auf ihr Alter und ihre momentanen Bedürfnisse angepasst und für die Kinder gefahrlos erreichbar. So können sie selbst das wählen, was sie gerade interessiert. Wir verwenden bevorzugt Materialien, die die Sinne der Kinder anregen und wenig vorgeben - Naturmaterialien wie Kastanien, Tannenzapfen oder Blätter, Alltagsgegenstände wie Korken, Kartons, Körbe, Kissen, Bälle, Becher, Töpfe, Decken und Tücher. Pikler-Grundsatz: Beziehungsvolle Pflege In alltäglichen Situationen schaffen wir so genannte „Momente besonderer Qualität“, in denen wir dem Kind die volle Aufmerksamkeit schenken. Ein Beispiel dafür ist das Wickeln: Wir lassen uns bewusst Zeit und begleiten alle Handlungen mit Worten. Beispielsweise streichen wir mit einem wei-chen Schwamm über den Körper des Kindes und benennen die Körperteile: „Hier ist dein Arm, jetzt kommt dein Bein“. Diese intensive Zuwendung fördert das Vertrauen des Kindes zu uns als Bezugspersonen ebenso wie das Gefühl, sich in der Kita sicher und geborgen zu fühlen. 20

Teddy, Daisy & karl karl was machst du da? , ich mache Pikler! mein OPA sagt, das nennt man toben! Pikler für zu Hause: Tipps von unserer Expertin Claudia Weber Die Füße stehen im Mittelpunkt: Lassen Sie Ihr Kind möglichst oft barfuß gehen, massieren Sie die Füße oder besuchen Sie zusammen einen Barfußpark. Auch wenn es schwerfällt: Heben Sie Ihr Kind nicht hoch, stellen Sie es nicht auf die Füße, üben Sie nicht mit ihm das Gehen an der Hand. Widmen Sie Ihrem Kind bei der Köperpflege Ihre volle Aufmerksamkeit – lassen Sie sich Zeit und sprechen Sie mit ihm. Wer war Emmi Pikler? Emmi Pikler (1902 – 1984) war eine ungarische Kinderärztin, die in der Kleinkindpädagogik neue Wege ging. Ihre Prinzipien und Theorien sind aus ihrer Arbeit als Familienärztin und langjährige Leiterin eines Säuglingsheimes in Budapest entstanden. Wer war Elfriede Hengstenberg? Elfriede Hengstenberg (1892 – 1992) war Gymnastiklehrerin und hat in Berlin mit Großstadtkindern gearbeitet. Ihr Anliegen war es, dass Kinder selbstständig ihre Bewegungsfähigkeiten entdecken und entwickeln können. Dazu entwickelte sie spezielle Bewegungsmaterialien wie Leitern, Bretter, Hocker oder Balancierstangen. 21