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klecks 1/2014

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klecks bietet Eltern und Erziehern das komplette Themenspektrum von Pädagogik bis Psychologie, von Gesundheit über Reisen bis hin zu Spieletipps und Veranstaltungsempfehlungen. klecks erscheint zwei Mal im Jahr.

Balance im Job | Text:

Balance im Job | Text: Gabriele Strasser | Foto: Mani Wollner MEHR ALS YOGAKURSE UND RÜCKENSCHULE „WIR TUN VIEL, UM DIE GESUNDHEIT UNSERER TEAMS ZU FÖRDERN.“ PETRA DINKELACKER, PME GESUNDHEITSMANAGEMENT Verschnupfte Kinder, Möbel in Zwergengröße und ein lautstarker Kita– Alltag Erzieherinnen und Erzieher müssen viel aushalten. Studien zeigen, dass dem pädagogischen Personal neben Muskel-, Skelett- und Atemwegserkrankungen vor allem Stress und Zeitdruck zu schaffen machen. Unser betriebliches Gesundheitsmanagement für Erzieherinnen und Erzieher in Kitas nimmt sich dieser Herausforderung an. Damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund, fit und motiviert bleiben, setzt der pme Familienservice auf neue Konzepte im betrieblichen Kita-Gesundheitsmanagement: 25 speziell geschulte pme-Sicherheitsbeauftragte analysieren vor Ort die kritischen Belastungspunkte und entwickeln gemeinsam mit den Führungskräften der Kitas Maßnahmen, die langfristig greifen sollen. Die Gesundheit von Erzieherinnen und Erziehern wird im Kita-Alltag stark beansprucht. Welchen Weg schlägt pme ein? Wir wollen nicht einfach Maßnahmen von oben verordnen, sondern möchten die Ausgangslage jeder einzelnen Kita vor Ort genau analysieren. Im ersten Schritt möchten wir von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Einrichtungen ganz genau erfahren, welche Belastungen sie konkret an ihrem Arbeitsplatz sehen. Dann erarbeiten wir mit ihnen einen Plan, wie wir diese Belastungen entschärfen oder vermeiden können. Nur so kommen wir gemeinsam zu Lösungen, die zur Arbeitsrealität unserer Erzieherinnen und Erzieher passen. Das ist eine komplexe Aufgabe bei über 60 Einrichtungen mit insgesamt über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie erfahren die Sicherheitsbeauftragten, wo der Schuh drückt? Die Sicherheitsbeauftragten sind in die Betreuungsteams integriert und mit allen Teammitgliedern und Leitungen im Gespräch. Sie haben sozusagen das Ohr an der Basis und erfahren frühzeitig – und im besten Fall auch schon präventiv – von den alltäglichen Belastungen. Um systematisch zu erfassen, was in den einzelnen Einrichtungen gebraucht wird und welche Ressourcen es gibt, werden langfristig in den Einrichtungen Arbeitssituationsanalysen durchgeführt. Wie kann man sich so eine Analyse vorstellen? Das Konzept dafür haben wir federführend mit unseren Berufsgenossenschaften VBG und BWG entwickelt. Für eine gute Arbeitssituationsanalyse arbeiten Erzieherinnen und Erzieher, Führungskräfte und die Sicherheitsbeauftragten zusammen. Analysiert werden folgende fünf Handlungsfelder: Arbeitsumgebung, Arbeitstätigkeit, Arbeitsorganisation, Zusammenarbeit mit der Führungskraft, Zusammenarbeit in der Gruppe. Petra Dinkelacker, Leiterin des pme Gesundheitsmanagements, erklärt das Konzept im Interview Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten zunächst, ob sie in den verschiedenen Handlungsfeldern Ver- 24

Alltag in unseren Einrichtungen: verschnupfte Kinder „RÜCKEN- SCHMERZEN KOMMEN NICHT IMMER VON FALSCHEN STÜHLEN. AUCH STRESS KANN DIE URSACHE SEIN.“ PETRA DINKELACKER, GESUNDHEITSMANAGEMENT änderungsbedarf sehen. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn Pausen zu wenig genutzt werden, wenn es Missverständnisse im Team gibt oder die Möbel nicht ergonomisch sind. Nach der Analyse weiß man also, wo es hakt und was gut läuft. Was folgt daraus? Im nächsten Schritt werden die Themen, bei denen Veränderungsbedarf ermittelt wurde, an einem Runden Tisch mit Fachberatung, Führungskraft und Mitarbeitervertretung besprochen. Gemeinsam wird ein Fahrplan zur Umsetzung entwickelt. Was ist an diesem Modell erfolgversprechend? Erstens werden die Maßnahmen nicht abstrakt von oben verordnet, sondern passgenau auf jede Einrichtung abgestimmt. Zweitens ist uns ein ganzheitlicher Ansatz wichtig. Ein Beispiel: Wird über Rückenschmerzen geklagt, kann das natürlich an zu niedrigen Stühlen liegen. Es können aber auch viele weitere Belastungen dahinter stecken. Von Teammaßnahmen zur Reduktion von stressbedingten Faktoren in der erzieherischen Arbeit über individuelles Lebenslagen-Coaching und Entspannungsangebote – alles, was die Gesundheit unserer Teams fördert, kann ausprobiert werden. Und ganz wichtig: Es soll auch Spaß machen! Bewegte Mittagspausen oder Betriebsausflüge in Barfußoder Kletterparks sind bei uns beliebte Klassiker. Auch unsere Berufsgenossenschaften BGW und VGB, die uns eng beim Projekt Betriebliches Gesundheitsmanagement Erzieherinnen und Erzieher begleiten, sind begeistert vom innovativen und richtungsweisenden Kurs, den wir für und mit unseren pädagogischen Teams eingeschlagen haben. Seit Oktober 2013 setzen wir das Projekt Smart Kita um, mit dem wir den Erzieherberuf speziell für ältere Beschäftigte attraktiv gestalten wollen. www.smart-kita.com 25