Eine Frage, drei Antworten müssen Kinder bei jedem wetter raus? Das sagt die Pädagogin: „Die Welt draußen ist ein unabdingbares Abenteuer.“ Auch wenn wir Erwachsene manchmal lieber nur bei schönem Wetter rausgehen möchten, ist für Kinder die Welt draußen auch bei Regen und Schnee ein wunderbarer Ort zum Entdecken und Erforschen. Kinder befinden sich an der frischen Luft oftmals in einer reizfreieren Umgebung, die auch noch ihre Kreativität fordert und fördert. So wird schnell ein Stein zu einem Schiff und der Boden zum Meer. Das sagt die Mutter: „Jedes Wetter hat seinen Reiz.“ Draußen werden die Kinder mit der Lebenswirklichkeit und ständigen Veränderungen konfrontiert, die es in einem geschützten Umfeld so nicht gibt. Unbekannte Tiere, Pflanzen, neue Gegenstände und Menschen: Um zu verstehen und zu lernen, reicht es nicht, Dinge in Büchern zu sehen oder von ihnen zu hören. Kinder müssen sie selbst erleben, ertasten oder riechen. Clarissa Cornelia Paulmann ist Sozial- und Organisationspädagogin. Beim pme Familienservice arbeitet sie in der zentralen Kita-Koordination und in der Kita Company Kids S- krabbelt. Außerdem studiert sie Psychologie. Andrea Jablonski ist Mutter eines dreijährigen Kindes und lebt in Berlin. Die gelernte Buchhändlerin und Kindheitspädagogin arbeitet als Assistentin in einem IT-Unternehmen. Müssen muss man natürlich nichts. Ich habe allerdings festgestellt, dass meine Stimmung kippt, wenn ich nicht spätestens alle zwei Tage an der frischen Luft bin. Sicher kann man Räume lüften und kreative Spielideen finden, aber die Bewegung im Freien kann man durch nichts ersetzen. Je älter mein Kind wird, desto öfter kommt unabhängig vom Wetter die Frage: „Mama, gehen wir auf den Spielplatz?“. Also scheint auch mein Kind ein Bedürfnis nach frischer Luft und Bewegung zu haben. Meiner Meinung nach gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Alter Spruch, aber irgendwie wahr. Für mich hat jedes Wetter seinen Reiz, warum soll ich meinem Kind diese Eindrücke verwehren? Ein grauer Nebeltag kann genauso beeindruckend sein wie ein warmer Sommertag. Und fast alle Kinder lieben Pfützen. Eine halbe Stunde an der frischen Luft reicht manchmal schon, um die Stimmung zu heben, und ein wenig aktiv war man auch. Da mein Kind immer wieder mit Atemwegsinfekten zu kämpfen hat, versuche ich wenigstens einmal am Tag mit ihm rauszugehen – und wenn wir nur nach der Kita einen kleinen Umweg gehen. 8
Das sagt der Kinderarzt: „Der kindliche Bewegungsdrang bekommt an der frischen Luft den maximalen Raum.“ Dr. med. Oliver Bartelt ist seit 2016 komm. Chefarzt der Abteilung Kinder- und Jugendmedizin am Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg und ab April 2018 als niedergelassener Kinderarzt in Berlin Prenzlauer Berg tätig. Er ist Vater von zwei Kindern (6 und 3 Jahre). So ganz pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Zunächst einmal müssen Kinder natürlich nicht bei jedem Wetter rausgehen. Aus medizinischer Sicht hat es allerdings Vorteile für die Kinder, dass sie sich auch von schlechten Wetterbedingungen nicht abhalten lassen, draußen zu spielen. Kinder haben einen ausgeprägten inneren Bewegungsdrang, und der bekommt an der frischen Luft den maximalen Raum. Das ist wichtig für eine gesunde Entwicklung, denn Bewegung schult alle Qualitäten der Wahrnehmung. Beim Klettern, Rennen oder Ballspielen entwickeln sich Erfahrungen für das räumliche Denken, die Körperwahrnehmung, das Gleichgewicht und die Koordination. Zusätzlich regt Bewegung den Stoffwechsel an und trainiert das Immunsystem. Bei meinen eigenen Kindern ist die Bereitschaft, bei schlechtem Wetter rauszugehen, oft gering. Da hilft dann nur standhafte Überredungskunst, und vor allem muss ich mich selbst motivieren, bei ungemütlichem Wetter den Regenmantel anzuziehen. Aber kaum sind die Kinder einmal draußen, wollen sie oft gar nicht mehr nach Hause. 9
Laden...
Laden...
Laden...